Place de la Republique; Silbergelatine Print im Rahmen der Aktion live entstanden; 13 x 18 cm, ungerahmt
Place de la Republique; Silbergelatine Print im Rahmen der Aktion live entstanden; 13 x 18 cm, ungerahmt
Elke Tschaikner: Ach Schuh hat Gäste mitgebracht und diese Gäste haben schon einen riesigen Aufbau hier gemacht mit allen möglichen Gerätschaften. Bitte verrate uns, was jetzt kommt.
Ach Schuh: Ich will ein Analogexperiment vornehmen. Und zwar lade ich ein, bei einer Aktion gegen das berechenbare Bild teilzunehmen.
E. T. : Eine wunderbare Radioidee.
A. S. : Hier im Studio RB 9 begrüße ich Pascal Petignat und Martin Scholz. Die haben sich nämlich mit Projekten beschäftigt die extrem jetlagig sind. Die haben zum Beispiel eine Camera Obscura auf einem Parkplatz aufgebaut und die dann von einem Bagger abtragen lassen oder ihr letztes Projekt beschäftigt sich mit einem Portrait Post Mortem - jetlagiger fürs erste gesehen geht es fast nicht. Diese Idee der Camera Obscura als Studiosituation kam mir, weil es das schöne Wort Stummfilm gibt und ich dem ein Analogum zufügen will, nämlich die des Blindradios. Der Stummfilm ist das Medium mit dem man das Sprechen sieht, das Blindradio eine Ausstrahlung, mit der man das Sehen hören kann.
E. T. : Alles klar.
A. S. : Es wird jetzt ein bisschen zugehen hier wie in einer Küche, das heißt wir müssen was tun, es ist noch gar nichts fertig. Gewissermaßen eine Volksküche des Hörens.
Martin Scholz: Also wir brauchen ein Negativ.
Pascal Petignat: Zuallererst müssen wir das Licht hier eliminieren.
M. S. : Das Wichtigste ist, dass das Licht weg ist.
P.P.: Ich würde bitten, auch draussen in dem Raum auf der gegenüberliegenden Seite das Licht auszuschalten. Wir machen auch hier das Licht bitte aus.
E. T. : Oh! Es gibt ein Rotlicht, Gott sei Dank.
M. S. : Die Studiouhr ist rot, die stört uns nicht. Alles was Rotlicht ist, ist willkommen.
E.T.: Jetzt ist es richtig weihnachtlich hier. Kuschelig. Ein einsames Rotlicht.
M. S. : Wo ist unser Negativ?
P.P.: Da unten. Das ist ja wirklich dunkel hier. So!
A. S. : Das heißt, das Negativ habt ihr mitgebracht.
M.S.: Ja, wir haben Negative mitgebracht.
P. P. : Also im Prinzip ist das Negativ ja überhaupt das edelste. Deswegen ist das auch so gut verpackt. Das ist ja nicht so wie bei diesen berechenbaren Bildern, die ständig und überall verfügbar sind, denn dieses gibt es tsatsächlich genau nur ein Mal. Ein Negativ ist ja etwas wunderschönes. Ein Negativ ist ja nichts anderes als ein auf eine lichtempfindliche Schicht draufbelichtetes Bild, das dann entwickelt wird, wobei all das, was Licht bekommt, sich verändert, ein sogenanntes latentes Bild entsteht, also ein Bild, das nicht sichtbar ist, das sich aber in diese Emulsion reingebrannt hat, das dann mithilfe von chemischen Flüssigkeiten sichtbar gemacht wird, wobei dann eben alles, das hell ist, dunkel wird und alle, das kein Licht bekommt, was dunkel ist, das bleibt hell, oder transparent, oder weiß.
M.S.: Wir haben zwei Negative mitgebracht. Das erste zeigt den Place de la Republique in Paris, wo sich das Atelier eines Herrn Daguerre befunden hat, wo er auch ein sehr frühes berühmtes Foto ....
(Anfang des Sendungsmitschnittes vom 28.12.2013, Radio Ö1)
Der Stummfilm ist das Medium mit
dem man das Sprechen sieht, das
Blindradio eine Ausstrahlung mit
der man das Sehen hören kann.
Aktion am 28. 12. 2013 im Rahmen der Radiosendung Jet Lag All Stars Radio Show
ORF Funkhaus, Studio RB 9, 1040 Wien; Radio Ö1

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