Mit dem letzten Labor betreten wir nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern ein Mythos. Hier wird nicht verwaltet, hier wird praktisch gearbeitet – mitunter an Experimenten. Aber oft genug wird hier aus dünnen, kleinen bis mittelgroßen, durchsichtigen und negativen Folien Bilder gemacht. Und so ist es auch ein geheimer Ort, denn Bilder haben Macht, Folien höchstens Erinnerung. Sogar das Licht muss oft draußen bleiben, um die Geheimnisse nicht allzubreit zu zeigen – nur ein Teil davon, ein gelb-grüner oder roter, aber niemals ein blauer, darf beim Arbeiten dabei sein. Und von Arbeit ist hier die Rede, weil das Labor nonchalante betrachtet vom lateinischen laborare stammt. Als das Wort aber noch in aller Munde war, waren es die Sklaven die die Arbeit erledigten und so ist diese Bedeutung gewiss auch zu kurz gegriffen. Sich abmühen, plagen, schinden und sogar leiden ist laborare. Alles im Dienste der Bilder.
Das Labor ist kein wirtlicher Ort. Dunkel und muffig, zuviel Chemie und zuwenig Luft, im Winter kalt im Sommer heiß – die Stunden hier zählen dreifach. Aber das alles ist nur Tarnung um nicht allzuviel preisgeben zu müssen. Denn die leidenschaftlichen Zeiten im Labor finden ihren direkten Abdruck im Bild. Trotzdem, das Labor hat seinen Platz verloren, auch wenn wir noch so sehr trauern. Bilder wollen nunmehr cool sein und nicht leidenschaftlich. Sie wollen sich klein zusammenpressen lassen können und an jedem Ort wieder aufpumpen. Ohne Chemie und Licht wollen sie sich einfach ausrechnen lassen.
Sich abmühen, plagen, schinden
und sogar leiden,das ist laborare.
Alles im Dienste der Bilder.
Labor 1 / Labor 2 - C-Print, 120x150cm framed

Michelangelo Antonioni, Blow Up, 1966

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